Post verkauft Briefmarken in Quelle-Shops
Zunächst 1000 Standorte Hermes drängt in das private Paketgeschäft
von Birger Nicolai
Hamburg/Bonn - Die Deutsche Post wird ab diesem Frühjahr in zunächst 1000 Shops des Versandhändlers Quelle Brief- und Paketmarken verkaufen sowie Briefe und Pakete annehmen lassen. Durch die Zusammenarbeit mit Quelle wird die Post langfristig flexibler, die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Grundversorgung mit Postdienstleistungen in Deutschland aufrecht zu erhalten. Mit mehr als 40 Mio. Paketen und 300 Mio. Briefwerbesendungen im Jahr ist das Versandhaus neben dem Online-Buchhändler Amazon einer der größten Kunden der Post. Konkurrenten der Post versuchen seit Jahren, Quelle mit attraktiven Angeboten abzuwerben.
Unterdessen hat der Hermes Versand angekündigt, in das Geschäft mit dem privaten Paketversand einzusteigen. Der zum Otto-Konzern gehörende Hermes Versand wird Ende Februar 2003 über 8000 eigene Filialen in Deutschland verfügen. In den Hermes Shops können Kunden noch im Laufe dieses Jahres Pakete abgeben und versenden lassen. Über die Preise auch mit Blick auf die Tarife der Post ist noch nichts bekannt.
Damit steigt Hermes direkt als Konkurrent zur Post in das Paket- und Expressgeschäft ein. Bislang werden die Hermes-Standorte vor allem von den eigenen Versandhausfirmen des Otto-Konzerns wie auch von gewerblichen Kunden genutzt. An eine Ausweitung auch auf den Briefversand sei aber nicht gedacht, sagte Hermes-Geschäftsführer Hartmut Ilek der WELT. Hermes arbeitet in einem Gemeinschaftsunternehmen mit Europost zusammen. Europost wiederum ist eine Tochter der niederländischen TPG Post Group und will in Deutschland einen eigenen Briefversand als Konkurrenz zur Deutschen Post aufbauen.
Das Angebot der Post in den Quelle-Shops startet in einer Zeit, in der der Konzern mit seinen rund 7600 Agenturbetreibern neue Verträge aushandelt. Um Kosten zu sparen, will die Post die Agenturen nur zu veränderten Konditionen mit Einbußen zwischen fünf und 25 Prozent weiter beschäftigen.
Der Verband der Postagentur-Betreiber befürchtet, dass bis zu 40 Prozent der Standorte abspringen werden. Sollte dies eintreten, könnte die Post die gesetzliche Vorgabe von 12 000 Standorten in Deutschland darunter 5000 eigene Postfilialen nicht mehr einhalten. Zu den 7600 Agenturen kommen derzeit etwa 5200 Eigenbetriebe der Post hinzu. Nach Angaben der Post haben von den zunächst 2000 angeschriebenen Agenturen rund 75 Prozent der Betreiber die neuen Verträge bereits unterschrieben. Vor allem Kioskbesitzer oder kleine Einzelhandelsgeschäfte auf dem Land bessern ihre Kassen durch Postagenturen auf.
Die Zusammenarbeit zwischen der Post und Quelle wird als Pilotprojekt zunächst in 1000 der bundesweit 5000 Shops des Versandhändlers gestartet. Ein Ausbau sei aber jederzeit denkbar, sagte ein Unternehmenssprecher. Neben den Grunddienstleistungen der Post können Kunden ihre Retouren Paket-Rücksendengen in den Quelle Shops abgeben, was bislang nur über Postfilialen möglich war. Im Unterschied zu den Postagenturen macht die Post hier aber nur ein begrenztes Angebot. Dienstleistungen der Postbank oder der Telekom etwa sind zunächst nicht vorgesehen. Nach früheren Angaben will die Post bis zu 1000 Standorte schließen und sich auf die vorgeschriebene Zahl von 12 000 Filialen beschränken.
Artikel erschienen am 7. Feb 2003, "Die Welt".
Quelle: http://www.welt.de/data/2003/02/07/39621.html
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